1950: Enric Bernat legt den Grundstein für Chupa Chups
Die Geschichte von Chupa Chups beginnt 1950 und somit acht Jahre vor der eigentlichen Erfindung von Chupa Chups. Der spanische Unternehmer Enric Bernat besass eine Fabrik, in der er Süssigkeiten herstellte. Vier Jahre später fusionierte er mit der Marmeladenfabrik «Granja Asturias». Das Unternehmen war zwar grösser als seine Süssigkeitenfabrik; aber in finanziellen Schwierigkeiten geraten. Aus diesem Grund konnte sich Bernat die Hälfte des neuen Unternehmens sichern. Er schlug vor, dass sich das gemeinsame Unternehmen fortan auf ein Produkt spezialisieren sollte, stiess aber offenbar auf taube Ohren. Es dauerte nochmals vier Jahre, bis er das Unternehmen komplett übernehmen und seine Vision umsetzen konnte. Da kein Investor an ihn und seine Produkte glaubte, musste er seinen Traum komplett aus der eigenen Tasche finanzieren. Dazu entwickelte er unter anderem ein innovatives Vertriebskonzept.
Wie viele grosse Unternehmer hat auch Eric Bernat eine hübsche Geschichte auf Lager, wie es zur Erfindung von Chupa Chups kam. Angeblich soll er Kindern zugesehen haben, wie sie voller Freude Bonbons naschten – und kurz darauf das Gesicht verzogen. Denn ihre Hände waren nach dem Genuss der Bonbons klebrig! Das fühlte sich nicht nur für die Kinder unangenehm an. Auch die Eltern waren nicht begeistert, wenn ihre Kinder nach dem Schlecken von Bonbons klebrige Hände hatten und damit Kleider, Möbel und andere Gegenstände anfassten. Bernat überlegte, wie er das Problem lösen könnte und hatte eine ebenso einfache wie geniale Idee: Er steckte die Bonbons kurzerhand auf einen Stängel. Und schon war das Problem gelöst! Angeblich liess er sich bei seiner Erfindung vom Wunsch leiten, dass sich das Naschen seiner Schleckstängel «wie das Essen von Süssigkeiten mit einer Gabel» anfühlen sollte.
1958: Chupa Chups heissen noch Gol
Ein Lolli aus seiner Fabrik kostete eine Peseta. Ein für damalige Verhältnisse horrender Preis. Doch Bernat war ein Schlitzohr und tat nichts ohne guten Grund. Mit dem extrem hohen Preis machte er seine Lutscher geschickt zu einem Qualitätsprodukt, das nun mal seinen Preis hat. Glaubt man der Legende, liess Bernat damals Pesetas vor den Grundschulen verteilen. Die Kinder sollten damit in den umliegenden Läden nach seinen Schleckstängel fragen. So schaffte es der clevere Süssigkeiten-Produzent, dass seine Schleckstängel in Spanien schon bald neben allen Kassen standen. Bernat nannte sie «Gol». Was sich mit «Tor»übersetzen lässt. Für ihn war die kugelrunde Zuckermasse ein Fussball und der Mund das Tor. Bernat liess sich bei der Namensfindung wohl auch ein wenig von der Fussballweltmeisterschaft inspirieren, die 1962 in Spanien stattfand. Doch selbst im fussballverrückten Spanien zog der Name nicht so, wie sich das Bernat vorgestellt hatte. Zum Glück glaubte der Erfinder weiter an seine Schleckstängel und machte in erster Linie den Namen und das Logo für den Misserfolg verantwortlich. Und nicht das Produkt selbst.
Er wandte sich an eine Werbeagentur, die ihm den Namen «Chupa Chups» vorschlug. Eine andere Quelle besagt, dass «Chupa Chups» aus einem Lied hervorgegangen sei, das damals im Radio rauf und runter gespielt wurde. Frei übersetzt lautet der Text: «Hol dir was Süsses zum Lecken wie einen Chups». Auf Spanisch klingt das dann so: «Chupa un chups». Die Menschen liebten den Satz und die Melodie des Liedes und machten aus «Chupa un chups» kurzerhand «Chupa Chups». Das Wort «Chupar» bedeutet «schlecken». Der Name «Chupa Chups» lässt sich deshalb am ehesten mit «Lutsch Lutsch» übersetzen. Er hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Chupa Chups Schleckstängel sind im wahrsten Sinne des Wortes rund um den Globus in aller Munde. Das liegt aber nicht nur am genialen Namen. Mindestens so wichtig für den weltweiten Triumphzug der Schleckstängel aus Spanien ist das Design. Bernat hatte nämlich einen weltberühmten Freund: Salvador Dalí! Ihm erzählte er eines schönen Tages von den Entwürfen, die ihm die Werbeagentur für den Chupa Chups Schriftzug unterbreitet hatte und die seiner Meinung nach allesamt nicht zu gebrauchen waren.
1964: Maschinelle Produktion
Die meisten Künstler rümpfen die Nase, wenn sie kommerzielle Logos oder gar Werbung entwerfen sollen. Nicht so Salvador Dalí. Der exzentrische Maler machte sich sogleich an die Arbeit, um seinem Freund aus der Patsche zu helfen. Und so gestaltete der Mann mit dem imposanten Schnauz statt fliessenden Uhren und anderen Kunstwerken kurzerhand die Verpackung für Chupa Chups. Er setzte den Namen «Chupa Chups» in ein Gänseblümchen und entwarf damit ein Logo, das bis heute nichts von seiner Genialität verloren hat – auch wenn es 1988 überarbeitet wurde. Glaubt man der Legende, soll Dali das Logo noch während des Gesprächs auf eine Serviette gezeichnet haben. Ganz wichtig für den Erfolg von Chupa Chups war auch der Vorschlag von Dali, das Logo fortan nicht mehr auf der Seite des Produktes zu platzieren. Sondern oben. So ist es jederzeit gut zu sehen.
Die ersten sieben Chupa Chups schmeckten nach Erdbeere, Erdbeer-Sahne, Kaffee-Sahne, Mint, Orange, Schoko-Vanille und Zitrone. Erdbeere und Erdbeer-Sahne sind bis heute die meistverkauften Chupa Chups. Vielleicht liegt es tatsächlich am magischen Jahr 1958, dass Chupa Chups derart erfolgreich sind. Denn im gleichen Jahr wurden neben Chupa Chups viele weitere Stars geboren. Allen voran Madonna, Michael Jackson und Prince. 1967 produzierte Chupa Chups bereits die stattliche Zahl von 3’000 Lollis pro Tag. Statt wie bisher auf Holz steckte das Unternehmen seine Zuckerkugeln ab diesem Jahr auf Stiele aus Plastik. Bernat blieb seinem Ruf als schlitzohriges Werbegenie treu: 1968 wurde seine Werbung in Cannes mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Aber auch Guerilla-Massnahmen, wie sie heute an der Tagesordnung sind, gehörten schon damals zum Marketingkonzept von Chupa Chups. So tourte im Auftrag von Bernat unter anderem eine ganze Flotte Seat 600, die mit Chupa Chups dekoriert waren, durchs Land.
1969: Chupa Chups expandiert ins Ausland
1969 wagte das Unternehmen den Sprung ins benachbarte Ausland: Chupa Chups eröffnete in Frankreich die erste Niederlassung. In den 70er und vor allem in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ging Chupa Chups so richtig durch die Decke. Viel zum Erfolg beigetragen hat der TV-Kommissar «Kojak» in der TV-Serie «Einsatz in Manhattan». Der Glatzkopf hatte anstelle einer Zigarette stets einen Lolli im Mund. Und machte Schleckstängel damit zu einem Kultobjekt für alle coolen Männer – und solche, die es werden wollten. Chupa Chups nahm die erfolgreiche Serie geschickt auf und positionierte seine Dauerlutscher als «gesunde» Alternative zu Zigaretten. Eine Aussage, die mit der Lancierung der zuckerfreien Lollis 1988 durchaus eine gewisse Berichtigung erhielt. Mehr über Kojak und Lollis erfährst du in unserer Rubrik «Lollis». 1991 übernahm der Sohn von Enric Bernat, Xavier, das operative Geschäft. Vier Jahre später eroberte Chupa Chups gar das Weltall: Russische Astronauten nahmen ihre liebsten Chupa Chups mit an Bord, als sie sich auf den Weg zur Raumstation MIR machten. Das bescherte dem Unternehmen einmal mehr eine gewaltige Publicity und zementierte den Kultcharakter von Chupa Chups.
1994 stellte Chupa Chups für den Barcelona Star Hristo Stoichkov einen riesigen Chupa Chups her. Falls er ihn tatsächlich geschleckt hat, musste er ihn dafür stunden- oder tagelang zum Mund führen. Der gigantische Lutscher wog nämlich nicht weniger als 735 Gramm. Er wurde von den Chupa Chups Fans derart begeistert aufgenommen, dass Chupa Chups den XXL-Schleckstängel fix in sein Sortiment aufnahm und bis heute produziert. Sogar in der Wissenschaft kommen Chupa Chups vor: Im Jahr 2000 entdeckten Forschende eine neue Schwammart, die sie wegen ihrer auffälligen Form kurzerhand Chupa Chups nannten. Auch als Fashion Label machte sich Chupa Chups einen Namen: 2017 brachte das Modeunternehmen Tezenis eine eigene Kollektion mit dem Namen «Chupa Chups» auf den Markt. Ob der Kult rund um die Marke Chupa Chups mehr mit den Schleckstängel oder mehr mit dem Namen Salvador Dalí zu tun hat, lässt sich wohl nicht abschliessend beantworten.
2006: Übernahme durch Perfetti van Melle
Was sich mit Sicherheit sagen lässt ist die Tatsache, dass Bernat vor vielen anderen Unternehmern erkannte, dass die Zukunft im Co-Branding steckt; also der gemixten Vermarktung verschiedener Produkte: Er verkuppelte seine Lutscher geschickt mit Musik und sponserte unter anderem den Auftritt von Michael Jackson in Barcelona. In den 1990er Jahren setzte er noch einen obendrauf und holte die angesagten Spice Girls ins Boot, die sich Chupa Chups lustvoll in den Mund steckten und damit eindeutig zweideutige Aussagen machten. Apropos Musik: Der Song «Lollipop» erblickte wie Chupa Chups 1958 das Licht der Welt. Er hat sicher einen gewissen Einfluss auf den Erfolg von Chupa Chups gehabt. Mehr aber auch nicht. Denn im Lied geht es um Schülerlotsen und nicht um Schleckstängel. Mehr darüber erfährst du in unserer Rubrik «Lollis». Enric Bernat starb 2003. Er hinterliess ein Unternehmen mit 2’000 Angestellten, das in 170 Ländern rund um den Globus zirka vier Milliarden Chupa Chups produzierte und einen Umsatz von 500 Millionen Euro machte. Ein Jahr nach Bernats Tod stürzte Chupa Chups um 11 Prozent ab. Als Folge musste das Unternehmen die Filiale in den USA schliessen. Die Krise allein den Erben von Enric Bernat anzulasten, wäre unfair. Fachleute sind sich heute einig, dass sich der Firmengründer bereits zu Lebzeiten übernommen hatte, als er nach den internationalen Erfolgen im grossen Stil in Produktionsstätten in Brasilien, China, Indien, Mexiko und Russland investierte. Diese Investitionen stellten sich nach seinem Tod als zu grosse Belastung für Chupa Chups heraus. 2006 entschied sich die Familie deshalb, das Unternehmen an den italienisch-niederländischen Süssigkeiten-Giganten Perfetti Van Melle zu verkaufen, mit dem Chupa Chups bereits zuvor über einen Vertriebsvertrag verbandelt war.
Nach der Übernahme durch Perfetti Van Melle ging es mit den Lutschern in Spanien wieder aufwärts: Bereits im Jahr 2006 verkaufte Chupa Chups in seinem Heimatland acht Millionen Chupa Chups mehr als noch ein Jahr zuvor. Hauptgrund für den Aufstieg war allerdings das neue Anti-Tabak-Gesetz. Und weniger das Produkt als solches. Der Aufschwung im Heimatland konnte denn auch die weltweiten Probleme von Chupa Chups nicht wettmachen. Perfetti Van Melle griff mit eiserner Hand durch und verlagerte die Produktion vollumfänglich ins katalanische Sant Esteve Sesrovires. Die Fabrik löste das alte Werk in Asturien ab, das für viele gleichbedeutend mit dem «Herz von Chupa Chups» war. Heute sind Chupa Chups beliebter denn je und rund um den Globus in mehr als 100 verschiedenen Sorten erhältlich. Neben den klassischen Lollis gibt’s bei Sweets.ch, dem führenden Schweizer Online-Shop für Süssigkeiten, viele weitere Naschereien der Marke «Chupa Chups». Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Fruchtgummi, Getränke und sogar Glacé.