1867 wanderten die beiden Brüder Albert und Gustav Goelitz von Deutschland nach Amerika aus. Zwei Jahre später kaufte der 24-jährige Gustav in Belleville, Illinois, einen Süssigkeiten- und Eiscreme-Shop. Albert fuhr mit Pferd und Wagen durch die umliegenden Gemeinden und Städte und versuchte, die Produkte zu verkaufen. Den beiden gelang es, sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen für Süssigkeiten zu machen. So nahm die Geschichte von Jelly Belly Beans ihren Lauf.
Die nachfolgenden Generationen bauten auf dem guten Ruf von Goelitz auf und entwickelten das Unternehmen kontinuierlich weiter. 1894 übernahmen die Söhne von Gustav den Familienbetrieb und setzen die Produktion von Süssigkeiten fort. 1898 spezialisierte sich die zweite Generation der Familie Goelitz auf die Herstellung sogenannter «Mellocremes»; auch Buttercremes genannt. Während der Weltwirtschaftskrise war Schokolade knapp und Geleebohnen bei Kindern und Erwachsenen ein beliebter und preiswerter Ersatz. Immer mehr Hersteller von Süssigkeiten begannen deshalb damit, die zuckerhaltige Köstlichkeit in Massen zu produzieren. Dabei handelte es sich in erster Linie um Pektinbohnen mit wenig Geschmack.
1940 – Mint Wafers
Durch die Zuckerrationierung während des Zweiten Weltkrieges war die Produktion von Süssigkeiten eingeschränkt. Goelitz liess sich davon nicht aufhalten und lancierte in den 40er Jahren ein neues Produkt: die Mint Wafers. Die dritte und vierte Generation produzierte in den 60er Jahren Bonbons, die wie Mandarinen-Schnitze aussahen. Auch Gewürzdrops und Geleebohnen gehörten zum Angebot. 1965 lancierte das Unternehmen die Goelitz Mini Jelly Beans. Das Aroma befand sich zum ersten Mal nicht nur in der Schale, sondern auch im Inneren der Bonbons.
1976 die Geburtsstunde von Jelly Belly Beans
Bis 1976 hatten Bonbons ihre Geschmacksvarianten in erster Linie ihrer Aussenhülle zu verdanken. Bei den Jelly Belly Beans war es genau umgekehrt: Die Aromen steckten in der weichen Masse im Inneren der Bonbons. Die Idee dazu hatte ein Mann, der die Bonbons in Los Angeles vertrieb. Seine Idee stiess bei Goelitz auf offene Ohren. Das Unternehmen produzierte noch im selben Jahr acht verschiedene Jelly Belly Beans: Cream Soda, Grape, Green Apple, Lemon, Licorice, Root Beer, Tangerine, Very Cherry. Obwohl es heute Jelly Belly Beans in über 50 verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt, sind diese acht Sorten die beliebtesten geblieben. Jelly ist im Englischen der Ausdruck für eine weiche, geleeartige Masse wie zum Beispiel Marmelade. Belly bedeutet Bauch. Zusammengesetzt bedeutet Jelly Belly also: «Weiche Masse im Inneren eines Bauches». Der Zusatz «Beans» beschreibt die Form der Bonbons. Denn Jelly Belly Beans sehen wie Kidneybohnen aus.
Ronald Reagan entdeckt Jelly Belly Beans
1973 kam der kalifornische Gouverneur, Ronald Reagan, auf den Geschmack von Jelly Belly Beans. In einem begeisterten Brief schrieb er dem Unternehmen: «Wir können kaum eine Sitzung beginnen oder eine Entscheidung treffen, ohne an einem Glas Jelly Belly Beans vorbeizukommen». Als Ronald Reagan Gouverneur von Kalifornien war, wollte er sich das Pfeifenrauchen abgewöhnen. Zu diesem Zweck suchte er etwas, das er sich anstelle der geliebten Pfeife in den Mund stecken konnte. Der Snack sollte wenig Fett und wenig Kalorien, aber genügend Geschmack haben, um den Heisshunger zu überwinden. Wann und wie er Jelly Belly Beans für sich entdeckte, ist nicht überliefert. Seine offensiv zur Schau gestellte Vorliebe für Jelly Belly Beans hat aber mit Sicherheit viel zum weltweiten Erfolg von Jelly Belly Beans beigetragen.
Als Gouverneur hatte Ronald Reagan stets ein Glas mit Jelly Belly Beans auf seinem Pult stehen. Bei seiner Inauguration als amerikanischer Präsident durften seine liebsten Bonbons natürlich auch nicht fehlen. Doch bei diesem Anlass musste alles in blauen, roten und weissen Farben gehalten sein. Es gab zwar gelbe, orange, rote und weisse Jelly Belly Beans. Aber keine blauen! Die Jelly Belly Company begann deshalb unverzüglich mit der Entwicklung von blauen Jelly Belly Beans. Die einmalige Chance, als «offizielles» Bonbon bei der Amtseinsetzung eines amerikanischen Präsidenten dabei zu sein, setzte ungeahnte Kräfte frei. Tatsächlich gelang es der Jelly Belly Company, blaue Jelly Belly Beans mit Heidelbeergeschmack herzustellen. So konnte das Unternehmen zur Amtseinsetzung von Ronald Reagan 3 ½ Tonnen Jelly Belly Beans nach Washington liefern. Wenn man bedenkt, dass rund 800’000 Jelly Belly Beans eine Tonne ausmachen, waren das 2’800’000 Jelly Belly Beans, die von den geladenen Gästen verdrückt wurden!
1981 Jelly Belly Beans im Oval Office
Während seiner Zeit als amerikanischer Präsident hielt Ronald Reagan sowohl im Oval Office wie in der Air Force One stets einen Behälter mit Jelly Belly Beans für seine Gäste bereit. Für die Air Force One musste sogar eine spezielle Halterung entworfen werden, damit die Dose bei Turbulenzen nicht umkippte. Seine Begeisterung für die bunten Geleebonbons war so gross, dass sie Ronald Reagan 1983 sogar als Überraschung für die Astronauten zur Raumfähre Challenger schickte.
Die speziell für Ronald Reagan entwickelten Heidelbeer Jelly Belly Beans gehören nach wie vor zu den beliebtesten Jelly Belly Beans überhaupt. Das Herz von Ronald Reagan konnten sie allerdings nur bedingt erobern. Denn Ronald Reagan liebte in erster Linie die schwarzen Jelly Belly Beans mit Lakritzgeschmack. Auf offiziellen Fotos sieht man zwar stets nur Gläser mit Jelly Belly Beans in den Farben blau, rot und weiss. Doch man munkelt, dass Ronald Reagan stets eine Dose mit seinen geliebten Lakritzbonbons in der Pultschublade versteckte.
1980: Neue Geschmacksrichtungen für die Jelly Belly Beans
In den 1980er Jahren entwickelte das Unternehmen neue Geschmacksrichtungen, um die Geschmacks-Horizonte mit einer ständig wachsenden Vielfalt zu erweitern. Bereits 1977 begann Jelly Belly mit dem Export der Bonbons nach Kanada. Fünf Jahre später wagte Jelly Belly den Sprung über den grossen Teich und begann mit dem Verkauf von Jelly Belly Beans in Grossbritanien. Ein Jahr später lancierte Jelly Belly ein eigenes Maskottchen: Mr. Jelly Belly. 1989 brachte die Jelly Belly Company die neue Geschmacksrichtung «Buttered Popcorn» auf den Markt; die erste «herzhafte» Jelly-Belly-Bean-Sorte überhaupt. Heute ist «Buttered Popcorn» eine der beliebtesten Geschmacksrichtungen im ganzen Sortiment.
2000 – Harry Potter Jelly Belly Beans
2000 war Harry Potter in aller Munde. Und mit ihm die Bohnen des Zauberers Bertie Bott, Jelly Belly nutzte den Hype um Harry Potter geschickt und lancierte die von Harry Potter lizenzierten «Bertie Bott’s Bohnen». Geschmacksrichtung? Dreck, Erbrochenes, faule Eier, Ohrenschmalz, Popel, Regenwurm, Seife und Würstchen. Bertie Botts Bohnen sind bis heute die beliebtesten magischen Süssigkeiten. Aber sie schmecken nicht immer. Im Gegenteil. Wer Pech hat, erwischt eine Bohne, die ganz anders schmeckt, als sie auf den ersten Blick aussieht. Aber gerade die Tatsache, dass bei diesen Jelly Belly Beans alles möglich ist, macht sie zu einem spannenden Genuss. Die erdbeerrote Bohne könnte tatsächlich nach Erdbeeren schmecken, aber auch nach Blut oder nach rotem Pfeffer. Die cremefarbene Bohne schmeckt vielleicht nach Vanillepudding. Vielleicht aber auch nach Seife. Eine karamellfarbene Jelly Belly Bean könnte nach Senf schmecken. Und eine, die verlockend nach Kokosnuss aussieht, nach Meerrettich. Eine, die nach Heidelbeeren aussieht, schmeckt vielleicht weniger lecker nach Tinte. Kein Wunder, schrecken nicht nur angehende Zauber:innen nach besonders ekligen Geschmackserlebnissen vor dem Genuss weiterer Bertie Bott’s Bohnen zurück.
2001 – Jelly Belly Candy Company
Jelly Belly wurden immer mehr zum Leaderprodukt von Goelitz. Diesen Umstand wollte das Unternehmen auch in seinem Firmennamen zum Ausdruck bringen. Und so änderte Goelitz den Namen im Jahr 2001 auf «Jelly Belly Candy Company». Vier Jahre später lancierte die Jelly Belly Candy Company mit «Sport Beans® Functional Food der ersten Stunde. Jelly Belly Sport Beans® sollen die Kohlenhydrat-Depots von Sportlern wieder auffüllen. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Jelly Belly Candy Company war das Jahr 2013. Das Unternehmen lancierte die «Jelly Belly Jewel Collection» – Jelly Belly Geleebohnen mit schillerndem Glanz. Keine zwei Jahre später war bereits die nächste Innovation am Start: Die Jelly Belly Candy Company brachte die «Organic Jelly Beans» auf den Markt; die erste Bio-Süsswaren-Linie. 2016 feierten die Jelly Belly Beans ihren 40. Geburtstag. Vier Jahre später hatte die Jelly Belly Company einmal mehr die Nase im Wind: Das Unternehmen nahm den allgemeinen Trend nach besonders scharfen Süssigkeiten mit den «Flaming Five Jelly Beans» auf besonders scharfe Art und Weise auf.
2023 – über 50 verschiedene Geschmacksrichtungen.
Heute gibt es von Jelly Belly Company über 50 offizielle Geschmacksrichtungen. Zum Beispiel Café Latte, geröstete Marshmallows und Piña Colada. Neben Jelly Belly Beans stellt das Unternehmen viele weitere Süssigkeiten her. Darunter Gummibärchen und Lakritz-Bonbons. Das Unternehmen ist in Fairfield in Kalifornien zu Hause. Und die Geschichte von Jelly Belly wird wohl in den nächsten Jahren noch viele überraschende Kapitel dazubekommen.