Die Frage «Was ist Gelatine?» lässt sich einfach beantworten: Gelatine ist eine farblose, geschmacklose Substanz, die für die Herstellung von Esswaren und ganz besonders für die Herstellung von Süssigkeiten verwendet wird. Gelatine wird aus tierischen Rohstoffen gewonnen. Aus diesem Grund sollten Menschen, die sich vegan ernähren, darauf achten, ob ein Lebensmittel Gelatine enthält oder nicht. Doch was genau ist Gelatine? Wie wird Gelatine hergestellt? Und welche Süssigkeiten enthalten Gelatine? Dieser Beitrag liefert die Antworten.
Gelatine wird seit Tausenden von Jahren geschätzt. Bereits die alten Ägypter stellten zu Zeiten der Pharaonen Massen her, die der heutigen Gelatine sehr ähnlich sind. So richtig populär wurde Gelatine allerdings erst im 19. Jahrhundert. Gelatine ist ein Protein, das aus tierischem Kollagen gewonnen wird. Kollagen kommt im Bindegewebe, in der Haut und in den Knochen von Tieren vor. Wird dieses Kollagen gekocht, zerfällt es und wird zu Gelatine. Gelatine enthält so gut wie alle Aminosäuren, die für den menschlichen Organismus notwendig sind. Diese Aminosäuren sind wie eine Kette miteinander verknüpft. Aus diesem Grund wird Gelatine auch in vielen Ländern als Lebensmittel und nicht als Zusatzstoff eingestuft.
In Europa wird Gelatine in erster Linie aus Schwarten von Rindern und Schweinen produziert. Aber auch aus Geflügel kann Kollagen hergestellt werden. Damit auch Menschen mit islamischem oder jüdischem Glauben Gelatine geniessen können, wird Gelatine auch halal und koscher aus Fischhäuten produziert. Kollagen ist das am häufigsten vorkommende Protein im menschlichen Körper und für die Stabilität von Körper und Organen verantwortlich. Gelatine enthält keine Konservierungs- oder Zusatzstoffe, ist 100 % natürlich und frei von Cholesterin, Fett, Harnsäure und Zucker. Darüber hinaus ist Gelatine leicht verdaulich und ruft keine allergischen Reaktionen hervor.
Wie wird Gelatine hergestellt?
In einem ersten Schritt wird das kollagenreiche Rohmaterial zerkleinert und gereinigt. Anschliessend werden die chemischen Bindungen gespalten. Daraus entsteht Gelatine. Sie kann in warmem Wasser aufgelöst und extrahiert werden. In einem nächsten Schritt wird die Gelatine filtriert, eingedickt und sterilisiert. So entsteht Gelatine-Gel. Dieses Gel wird durch eine Düse gepresst, getrocknet und gemahlen.
Wofür wird Gelatine verwendet?
Gelatine kann Flüssigkeiten gelieren; also zu einem festen Gelee binden. Das macht sie zu einem beliebten Rohstoff bei der Herstellung von Lebensmitteln. Die Temperatur im Mund sorgt dafür, dass das Gelee wieder zergeht und die im Gelee enthaltenen Aromen freigegeben werden. Das macht Gelatine zu einer beliebten und begehrten Zutat in der Lebensmittelindustrie. Gelatine findet man unter anderem in Gummibärchen, Marshmallows und Wackelpudding. Auch Fruchtsäfte und Wein können Gelatine enthalten. Daneben findet man Gelatine in Pfefferminzbonbons und Weihnachtskonfekt. Auch viele fettreduzierte Produkte enthalten Gelatine, denn sie täuscht ein volleres Mundgefühl vor.
Desserts
Das Auge isst bekanntlich mit. Das gilt auch für Desserts und Nachspeisen. Damit Desserts wie Götterspeise, Pannacotta und Wackelpudding länger gut aussehen, braucht es Gelatine. Denn Gelatine verleiht Nachspeisen Festigkeit. Mit anderen Worten: Gelatine sorgt dafür, dass Süssigkeiten exakt die Form und die Konsistenz behalten, die es braucht, um auf dem Teller oder in der Schale hübsch auszusehen.
Gelees
Das deutsche Wort Gelee stammt vom französischen «gelée», das seinerseits vom lateinischen «gelare» für «zum Erstarren bringen» stammt. Gelee wird auch Gallert, Glibber oder Sulz genannt. Fruchtgelee wird aus wässrigen Auszügen von Früchten oder eingedicktem Fruchtsaft hergestellt und für Konfitüren und Süssspeisen verwendet. Bei Fruchtdesserts und Fruchtfüllungen ist Gelatine für die wabbelige Textur verantwortlich.
Medikamente
Viele Arzneimittel werden in Dragees, Kapseln oder Tabletten gefüllt. Sie sind einfach zu schlucken und lösen sich im Magen schnell auf. Auch bei Zäpfchen setzen viele Hersteller auf Gelatine. Als Bestandteil von Hart- und Weichkapseln schützt Gelatine die Kapseln vor schädlichen Einflüssen wie Licht und Sauerstoff. Darüber hinaus ermöglicht Gelatine die einfache Einnahme von Arzneimitteln, die nicht injiziert werden können. Mit Gelatine überzogene Tabletten können problemlos geschluckt werden. Und nicht nur das: Die Gelatine trägt dazu bei, dass die Wirkstoffe, die sich in den Kapseln befinden, schneller freigesetzt werden können.
Kosmetik
Gelatine wird in vielen Produkten als Verdickungsmittel eingesetzt, um die gewünschte Konsistenz zu erreichen. Bei der Anwendung auf der Haut bildet die Gelatine eine Schutzschicht, die den Wasserverlust der Haut verhindert. Gelatine findet man in vielen Conditionern und Cremes. Ausserhalb der Arzneimittel- und der Lebensmittelindustrie wird Gelatine auch für kosmetische Produkte verwendet. Kollagene sind ein wichtiger Bestandteil für den Aufbau des Bindegewebes. Davon profitieren Bänder, Knorpel, Sehnen und Knochen. Besonders wichtig ist Gelatine für die Haut. Sie sorgt für ein Gerüst, über das sich die Haut spannen kann. Dadurch wird sie straffer und faltenfrei. Gelatine trägt somit zu einem jugendlichen Aussehen bei.
Küche
Gelatine verhilft Cremes, Süssspeisen und Sahnetorten zu Festigkeit. Sie wird deshalb gerne für Backwaren und Desserts verwendet. Gelatine ist in Form von Blättern und als Pulver erhältlich. Blattgelatine muss vor der Verwendung in kaltem Wasser eingeweicht werden. In kaltem Wasser löst sich Gelatine allerdings nicht auf. Dazu muss sie erwärmt werden. Dazu drückt man die Blätter gut aus und rührt sie anschliessend in eine heisse Masse ein. Gelatine in Pulverform löst man vor dem Verwenden in Wasser auf und lässt sie kurz aufquellen. Anschliessend erwärmt man die gequollene Gelatine, bis sie vollständig aufgelöst ist. Aber Achtung: Gelatine darf nicht kochen! Auf der anderen Seite kann Gelatine Klümpchen bilden, wenn zu viel zu kalte Flüssigkeit hinzugegeben wird. Frische Ananas, Feigen, Kiwi und Papaya enthalten ein Enzym, das Eiweiss spaltet. Cremes und Gelees mit diesen Früchten können deshalb nicht mit Gelatine gefestigt werden.
Rezept zur Verwendung von Gelatine
Gelatine besteht aus 85 % Eiweiss, 2 % Mineralsalzen und zu 13 % Wasser. Mit sechs Blättern Gelatine können etwa 5 dl Flüssigkeit geliert werden. Dabei gilt die Faustregel: Je kälter die Masse gestellt wird, desto schneller geliert sie. Und je länger ein Dessert mit Gelatine im Kühlschrank steht, desto steifer wird die Masse. Aus diesem Grund sollte man Desserts, die länger als 12 Stunden im Kühlschrank stehen, vor dem Servieren rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen.
- Gelatine in kaltem Wasser einweichen
- Gelatine herausnehmen und gut ausdrücken
- Gelatine bei kleiner Hitze in warmer Flüssigkeit auflösen. Vorsichtig kalte Flüssigkeit dazu geben, um die Temperatur auszugleichen. Achtung: Gelatine darf nicht kochen!
- Die Flüssigkeit durch ein Sieb in Dessertförmchen giessen.
- Die Masse auskühlen lassen und danach 1 bis 2 Stunden in den Kühlschrank stellen, bis die Masse fest geworden ist.
Schmerzen
Gelatine ist gut für die Gelenke. Sagt zumindest der Volksmund. Die Idee dahinter: Das Eiweiss im Kollagen ist identisch mit dem Eiweiss, das auch für die Struktur des Gelenkknorpels verantwortlich ist. Aus diesem Grund raten medizinische Fachpersonen bei Gelenkbeschwerden gerne zur Einnahme von Gelatine. Auch die Mystikerin Hildegard von Bingen riet bei Gelenkschmerzen Kalbsknorpel auszukochen. Eine Studie der Universität Köln bestätigt denn auch, dass die Einnahme von Gelatine-Hydrolysat zu einer langlebigen Anhäufung des Wirkstoffs im Gelenkknorpel führt. Allein schon wegen des hohen Zuckergehalts ist es aber nicht sinnvoll, Gummibärchen als Medizin zu betrachten und kiloweise zu verschlingen.
Süssigkeiten
Gelatine spielt bei der Herstellung von Süssigkeiten eine wichtige Rolle. Dazu gehören unter anderem Fruchtbonbons, Fruchtgummi (Gummibärchen), Kaubonbons, Lakritze, Marshmallows und Schokoküsse. Gelatine stellt die gewünschte Elastizität und den gewünschten Kau-Effekt sicher. Zudem macht Gelatine Süssigkeiten länger haltbar. Zu guter Letzt formt und stabilisiert Gelatine den Schaum von luftigen Süssigkeiten und erleichtert so den Transport und die Lagerung.
Wein
Gelatine wird auch zum Herausfiltern von unerwünschten Partikeln bei der Herstellung von Bier und Wein verwendet. Die Trübstoffe sind meist negativ geladen, während Gelatine positiv geladen ist. Aus diesem Grund ziehen sie einander an. Die Gelatine verbindet sich mit den Trübstoffen im Wein und setzt sich anschliessend am Boden ab. So kann der Wein entschleimt, geklärt und geschönt werden.
Welche veganen Alternativen zu Gelatine gibt es?
Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, müssen nicht auf Fruchtgummi und andere Süssigkeiten verzichten. Viele Hersteller von Süssigkeiten verwenden heute vegetarische oder gar vegane Alternativen zu Gelatine. Sweets.ch, der führende Schweizer Online-Shop für Süssigkeiten, hat auf seiner Webseite gar eigene Rubriken mit Süssigkeiten, die halal oder vegan sind. Für die Herstellung dieser Naschereien verwenden die Süssigkeitenproduzenten anstelle von Gelatine grösstenteils Carrageen und Pektin.
Agar-Agar
Agar-Agar ist ein pflanzliches Geliermittel, das aus Rotalgen gewonnen wird. Im Handel ist es als Pulver und in Form von Fäden erhältlich. Agar-Agar hat eine extrem hohe Gelierfähigkeit. Mit 1 Gramm Agar-Agar können 100 ml Flüssigkeit schnittfest geliert werden. Agar-Agar kann zum Andicken und Stabilisieren von Belägen, Füllungen und Gelees verwendet werden. Agar-Agar benötigt keinen Zucker zum Gelieren und ist deshalb die perfekte Lösung für alle, die alternative Süssmittel verwenden und Zucker reduzieren möchten. Mit dem geschmacksneutralen Gelatine-Ersatz können fast alle Speisen zubereitet werden, für die normalerweise Gelatine verwendet wird. Zum Gelieren muss Agar-Agar kurz aufgekocht werden. Aber Achtung: Wird Agar-Agar zu lange gekocht, verliert es seine Bindefähigkeit! Auch für Süssspeisen, die nicht erhitzt werden dürfen, eignet sich Agar-Agar nicht.
Carrageen
Carrageen ist ein Vielfachzucker. Er wird aus verschiedenen Arten von Rotalgen gewonnen. Die Herstellung ähnelt derjenigen von Agar-Agar. Vereinfacht gesagt werden die Rotalgen in heissem Wasser gereinigt und anschliessend in Lauge gekocht. Am Ende wird das Carrageen abgeschieden.
Pektin
Eine andere, vielversprechende Alternative zu Gelatine ist Pektin. Das pflanzliche Geliermittel wird aus Äpfeln und Zitronen gewonnen. Daneben findet man es in Himbeeren, Johannisbeeren, Quitten und Zuckerrüben. Die vegane Alternative zu Gelatine ist im Handel in reiner Form erhältlich. Zum Beispiel als Apfelpektin. Pektin gibt es als Pulver und in flüssiger Form. Es eignet sich unter anderem zur Herstellung von Gelee, Glacé, Marmelade und Tortenguss. Wie Agar-Agar kann auch Pektin nicht kalt verwendet werden. Weitere vegane Alternativen zu Gelatine sind: Alginat (Braunalgen), Guarkernmehl (Samen der Guarpflanze), Johannisbrotkernmehl (Samen des Johannisbrotbaums), Kartoffelstärke (Kartoffeln), Maisstärke (Mais), Xanthan (Bakterien) und Sago (Mark verschiedener Pflanzen).